Ein „Neuländer“ in Brasilien, Patrick Bremehr berichtet – Teil 2: „Nach ein bisschen Erholung und interessanten Eindrücken stand gestern das erste WM-Spiel live im Stadion an. Da sich in den letzten Tagen unsere Pläne ein wenig geändert haben, waren wir noch gar nicht in Salvador.

Um wenigstens etwas von der Stadt mitzubekommen sind wir am Spieltag also bereits um 7 Uhr aufgebrochen, um uns dort noch etwas umzusehen. Da wir im etwa 15 Kilometer entfernten Shopping de Norte, einem Einkaufszentrum, geparkt haben, fuhren wir mit dem Shuttlebus zum Stadion. Diese fuhren ab 9 Uhr und kosteten umgerechnet knapp 7 Euro, inklusive Hin- und Rückfahrt und der freien Nutzung der Verkehrsmittel in Salvador. Drehkreuze in den Bussen verhindern das Schwarzfahren. Das Einsteigen in den Bus erfordert dadurch aber auch ein wenig Geduld.

Die Eindrücke der Fahrt durch Salvador waren schon krass. Auf der einen Seite leben die Menschen in aus Müll gezimmerten Bruchbuden, auf der anderen Seite moderne Kaufhäuser und Hochhäuser mit Spiegelglasfassade. Der Bus benutzte zu unserem Glück eine eigene Spur. Ansonsten hätten wir es bei dem Verkehr wohl so gerade zum Anpfiff am weiträumig abgesperrten Station geschafft. Am Stadion war bereits Buntes treiben. Überall tanzende singende und sich freuende Menschen, an jeder Ecke Militärpolizei, die mir ein gewisses Sicherheitsgefühl gaben.

Über den Fanwalk sind wir dann ins historische Zentrum gewandert. Hier war auch der deutsche Fan Treffpunkt und die Fanbotschaft. Ein paar Gespräche hier und dort machten uns dann auch klar, dass Salvador ein wirklich gefährliches Pflaster ist. Einige uns bekannter Personen wurden in den Tagen dort mit einem Messer am Hals bedroht und um ihre mitgeführten Gelder und Mobiltelefone gebracht. Demnach haben wir die Seitenstraßen gemieden und hatten bei bestem Wetter eine tolle Zeit.

Etwa 90 Minuten vor dem Spiel machten wir uns wieder auf den Weg zum Stadion – die deutschen Farben dominierten nicht nur am Stadion sondern in der gesamten Stadt. Die Einlasssituation war etwas chaotisch. Kaum Schilder, dafür überall Volunteers, die mit Megaphon auf Tennis-Schiedsrichterstühlen sitzend irgendwelche unverständlichen Dinge in die singende Menge brüllte. Nach der Sicherheitskontrolle, die ähnlich wie an einem Flughafen ablief, waren wir dann im inneren Ring und die in einer Vielzahl vorhandenen Drehkreuze waren allesamt leer. Also nicht wir rein ins Stadion. Ein tolles Gefühl das Lämpchen grün Leuchten zu sehen und das Stadion zu betreten. Nummer 1 von 9!

Im Stadion waren die deutschen Fans über alle Tribünen verteilt. Neben uns saßen zu Beginn noch ein paar kreischende Portugal Fans, die dann aber sehr bald das Weite suchten, als wir unsere Lieder anstimmten. Zum Spiel muss ich wohl nichts schreiben, wir waren begeistert, zumal wir den weiteren Weg bis zum Viertelfinale mit dem Gruppensieger gehen werden und es schon bitter wäre, wenn dies nicht unsere Mannschaft ist.

Nach dem Spiel ging die Party dann erst richtig los. Unter den Tribünen trafen sich Fans aller Nationen und sangen gemeinsam die Lieder ihrer Mannschaften. So lernten wir Kolumbianische, Brasilianische, chilenische und Argentinische Lieder und brachten den Fans anderer Länder unsere „Humba“ und „So gehen die Deutschen“ bei. Auch Liedgut des lokalen Fußballclubs in Bahia durften natürlich nicht fehlen.

Einige Bilder und Videos werden wir in den kommenden Tagen noch auf auf der Facebook-Seite von Pokalhelden on Tour online stellen.

Nach 45 Minuten hüpfen, springen, feiern und Fotos machen sind wir dann zu unserem Shuttlebus zurück. Die vor dem Spiel an einem Infostand vergessene Sonnenbrille konnten wir dort wohlbehalten einsammeln – nicht überall in Brasilien ist es also gefährlich.

Im Shuttlebus waren wieder Fans vieler Nationen und so ging das Feiern und die Diskussion wer denn Weltmeister würde weiter. Außerdem gab es hier erste Trikottausche, wobei ich mein Trikot nicht abgeben wollte. Doch der nächste Tauschpartner stand direkt nebenan und so gab es Leute, die den Bus als Brasilianer betreten und ihn geschmückt mit Kolumbien, Mexiko und Deutschland Fanartikeln verließen.

Gegen 18 Uhr waren wir wieder an unserer Unterkunft und haben hier das Spiel USA gegen Ghana verfolgt und ein Picanha Sandwich vom örtlichen Fastfoodladen probiert. Lecker!

Heute geht’s für uns weiter nach Recife, wo wir dann gleich morgen Richtung Natal aufbrechen. Hier steht am 19. Juni das Spiel Griechenland gegen Japan auf dem Programm. Für uns als BVB-Fans das Duell Kagawa gegen Sokratis. In der Erwartung, dass die Stimmung dort ähnlich ausgelassen ist kann ich es kaum erwarten. Gruß nach Deutschland.“